Unter dem Motto „Wandel der Weltanschauungen” ist der Zentralrat der Konfessionsfreien am Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit 2025 in Saarbrücken aufgetreten. Nach einem vielseitigen Programm und zahlreichen Gesprächen am Infostand zieht der Vorsitzende Philipp Möller eine erfreuliche Bilanz.

Laut Veranstalter besuchten etwa 400.000 Menschen das Bürgerfest rund um die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit 2025 (TDE 25) in Saarbrücken. Der Zentralrat der Konfessionsfreien wurde von Mitgliedsverbänden und Partnern unterstützt und war so mit einem zwölfköpfigen Team präsent:

Das Team am Stand des Zentralrats, von links nach rechts:
- Maximilian Steinhaus (Aktionsgruppe „11. Gebot”)
- David Farago (Aktionsgruppe „11. Gebot”)
- Friedrich Coradill (staatsleistungen-beenden.de)
- Hanns Misiak (Düsseldorfer Aufklärungsdienst – DA!)
- Dr. Jessica Hamed (Institut für Weltanschauungsrecht – ifw)
- Ortrud Römer-Horn (Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben – DGHS)
- Stephan Soehnle (Düsseldorfer Aufklärungsdienst – DA!)
- Philipp Möller (Zentralrat der Konfessionsfreien)
- Christian Singer (ex-muslime.de)
- Zeinab Herz (ex-muslime.de)
- Luisa Lenneper (Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland – fowid)
- Nabih Agah (ex-muslime.de)
„Mit unserem starken Team haben wir durchweg positive Erfahrungen gesammelt”, sagt der Vorsitzende Philipp Möller. „Die Gespräche mit den Menschen in Saarbrücken waren wirklich erfreulich, weil uns fast alle – auch religiöse Menschen – darin zustimmten, dass Religion Privatsache und nicht länger politisches Machtinstrument sein soll.”
Das Saarland hat mit 49 Prozent den höchsten katholischen Anteil bundesweit, sogar doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt von 24 Prozent. „Von einem saarländischen Katholizismus war auf dem Bürgerfest allerdings nichts zu spüren”, so Möller. „Egal ob Kirchensteuer, Religionsunterricht oder Sonderarbeitsrecht: Die Menschen im Saarland sind ebenso säkular wie in Sachsen oder Schleswig-Holstein.”

Programm und Gastbeiträge
Mit einem vielseitigen Programm hat der Zentralrat seine Arbeit auf dem TDE25 vorgestellt. In Kurzvorträgen stellte Möller die Arbeit des Zentralrats am Infostand vor. Dabei ging es ebenso um die absoluten Mehrheiten für säkulare Politik wie um die Inhalte der Schriftenreihe Konfessionsfrei Kompakt, in denen konkrete säkulare Reformbedarfe verfasst sind: zur Kirchensteuer, dem religiösen Sonderarbeitsrecht, dem Religionsunterricht und zu säkularer Gesetzgebung.
In einem Vortrag des „Bündnis altrechtliche Staatsleistungen ablösen” (BASTA) ging es um die rund 620 Millionen Euro, die die Bundesländer jährlich an die Kirchen überweisen – und um die Subvention der Kirchensteuer, die mit 4,6 Milliarden Euro pro Jahr fast das achtfache beträgt. In einem anderen Impulsbeitrag stellte die Deutsche Gesellschaft für humanes Sterben (DGHS) ihre Arbeit als Vermittlerin von Freitodbegleitungen vor.
Abstimmungen für säkulare Politik
Mit verschiednen Fragen zum Verhältnis von Staat und Religion bat das Team die Besucherinnen und Besucher des Bügerfestes um ihre Meinungen. Die Befragung fand über jeweils zwei mögliche Antworten statt.

„Die Abstimmungen mit bunten Flummis sind eine spielerische Möglichkeit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen”, sagt Möller. „Zu Religion haben die Menschen sehr verschiedene Meinungen. Wenn es aber um die Vermengung von Religion und Politik geht, zeigen sich die absoluten Mehrheiten für einen säkularen Staat, die wir auf unserem Plakat dargestellt haben.”
Kein Verständnis für Kooperation mit dem Politischen Islam
„Ein Thema bringt fast jeder vor, wenn wir über Religion und Rechtsstaat sprechen”, ergänzt Möller. „Die Menschen sind schwer besorgt über die wachsende Bedrohung durch den Politischen Islam und haben keinerlei Verständnis für die Zusammenarbeit von Staat, Parteien und auch Kirchen mit islamischen Organisationen.” Hier konnte der Zentralrat seinen Flyer anbieten, auf dem ein differenzierter Umgang mit islampolitischen Fragen dargestellt wird:
Entsprechend groß war auch das Interesse vieler Gesprächspartner am Arbeitskreis Politischer Islam (AK Polis) und die Unterstützung der Ziele des parteiübergreifenden Netzwerks.

Juristin trifft auf Bischof
Echte Gegensätze taten sich auf, als der Trierer Bischof Stephan Ackermann den Infostand besuchte. In einer Gruppe mit Dr. Jessica Hamed vom ifw und David Farago von der Aktionsgruppe „11. Gebot” sprach Möller mit dem Bischof anfänglich über die sexuelle Gewalt in kirchlichen Einrichtungen. „Dass ein leitender Angestellter wie Herr Ackermann den Missbrauchsskandal in seinen eigenen Reihen verharmlost, in dem er auf sexuelle Gewalt etwa in Sportvereinen hinweist, hat mich nicht überrascht”, so Möller.

Als es in der Debatte um das kirchliche Sonderarbeitsrecht ging, konfrontierte Hamed den Bischof mit dem Grundgesetz, das besagt, dass auch Religionsgemeinschaften im Rahmen der für alle geltenden Gesetze agieren müssen. Hamed fragte schließlich: „Was wäre so schlecht daran, wenn die Beschäftigten von Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft durch deutsches Arbeitsrecht geschützt würden und damit mehr Rechte hätten als jetzt?” Auf diese Frage ging Ackermann allerdings nicht ein, sondern stimmte per Flummi für das kirchliche Sonderarbeitsrecht ab und verabschiedete sich dann vom Stand.

Islamismus-Berichte aus erster Hand
Aus dem Leitungsteam der Ex-Muslime war Zeinab Herz mit zwei weiteren Mitstreitern vor Ort. Sie führten zahlreiche Gespräche mit Besuchern des Standes. „Für viele Menschen ist es neu, Erfahrungen mit Islamismus in der eigenen Familie aus erster Hand zu hören”, sagt Herz. Ihr Kollege ergänzt: „Als schwuler Ex-Muslim bin ich gleich doppelt herausgefordert”, ergänzt Nabhi Agha. „Es ist total befreiend, dass wir mit den Ex-Muslimen eine Community von Menschen gründen können, die das gleiche Schicksal teilen.”


Gemeinsam mit Zeinab Herz traf Möller schließlich auf den ehemaligen SPD-Kanzlerkandidaten und heutigen Vorsitzenden der Friedrich-Ebert-Stiftung Martin Schulz. Mit ihm sprachen die beiden über säkulare Mehrheiten in Deutschland und Europa und über den SPD-Arbeitskreis für Säkularität und Humanismus (AKSH).

Für ein säkulares Europa
„Der säkulare Blick auf die EU ist wirklich spannend”, berichtet Möller, „weil europäische Gesetzgebung häufig viel zeitgemäßer ist als deutsche – insbesondere beim Arbeitsrecht, das die religiöse Diskriminierung durch die deutsche Sonderregelung streng untersagt.” Zeinab Herz ergänzt: „Der Politische Islam stellt für ganz Europa eine riesige Herausforderung dar. Ich bin sehr glücklich, dass wir mit dem AK Polis Teil eines Netzwerks sind, das zum Beispiel auch mit Organisationen in Österreich und Frankreich kooperiert.” Für ein gemeinsames Bild nahm Martin Schulz auch den Flyer „absolute Mehrheiten für säkulare Politik” in die Hand.
Schließlich beendete das Team vom Zentralrat seinen Auftritt auf dem Bürgerfest mit dem guten Gefühl, auch im Saarland eine weitestgehend säkular eingestellte Bevölkerung getroffen zu haben. „Die Botschaft an die Politik ist glasklar”, so Möller. „Es gibt in Deutschland absolute Mehrheiten für einen weltanschaulich neutralen Staat – Sonderrechte für Religionsgemeinschaften sind endgültig nicht mehr gewollt.”
Der TDE26 wird voraussichtlich in Bremen stattfinden.
TDE25 – Galerie:





































