
Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur sagt der Vorsitzende des Zentralrats der Konfessionsfreien, Philipp Möller: „Die Bevölkerung ist längst säkular – dieser Realität sollten wir den Feiertagskalender behutsam anpassen.” Das Gespräch in voller Länge:
Während Religion für etwa 90% der Menschen in Deutschland keine Rolle mehr spiele, beziehe sich noch immer ein Großteil der Feiertage noch auf das Christentum, so Möller. „Ich finde es nicht gut, Religion so stark als identitäres Merkmal in den Vordergrund zu stellen – das trägt ja, wie wir am Religionsunterricht sehen können, nicht unbedingt zur Integration bei, sondern eher zur Separation.” Statt weitere religiöse Feiertage einzuführen, etwa islamische, sei es wichtiger, Dinge zu feiern, „die uns allen gut tun, also: Bildung, Menschenrechte, medizinischer Fortschritt – und unser Rechtssystem hat uns doch, im Gegensatz zur Religion, wirklich viele Freiheiten und gesellschaftlichen Fortschritt gebracht.”
Zum Interview mit Philipp Möller auf DLF Kultur
Mit Blick auf islamische Feiertage stellt Möller fest, dass zum Zucker- oder Opferfest bereits viele Schulklassen „quasi leer“ seien. „Das ist eine Realität, mit der man irgendwie umgehen muss.” Sehr unglücklich sei es, dass Islamverbände den Tag der offenen Moschee auf den Tag der Deutschen Einheit gelegt haben. „Das finde ich einen großen Akt der Desintegration.”
Dazu hat die Imamin Seyran Ateş im Deutschlandfunk gesagt:
„Ich empfinde den Tag der offenen Moschee am Tag der deutschen Einheit als respektlos und arrogant, vor allem weil damit ein Fokus auf das Thema Islam, auf das Thema Moscheen stattfindet in einer islamischen Parallelwelt und -gesellschaft, die sich fernab der deutschen Einheit bewegt.”
Zum Interview mit Seyran Ateş im Deutschlandfunk
Mit Blick auf den heutigen Feiertagskalender stellt Möller fest: „Von der Meinungsfreiheit über die Religionsfreiheit, die Freiheit der Kunst, der Wissenschaft und der Forschung mussten alle Freiheiten gegen das Christentum erkämpft werden. Da ist es doch irgendwie absurd, dass wir ausgerechnet diesem Christentum etwa zwei Drittel der bundesweiten Feiertage und 80 bis 85 Prozent der landesweiten Feiertage widmen. Das ist eher Ausdruck unserer Geschichte, unserer Vergangenheit – aber nicht Ausdruck unserer Gegenwart und schon gar nicht unserer Freiheiten.”