Podcast mit Sineb El Masrar: „Angst ist kein guter Ratgeber“

In der neuen Folge von Frei. Stunde., dem Podcast des Zentralrats der Konfessionsfreien, spricht Philipp Möller mit der Bestseller-Autorin Sineb El Masrar über Islam, Islamismus und politische Bequemlichkeit.

Bekannt durch Bücher wie Muslim Girls, Emanzipation im Islam und Heult leise, Habibis erklärt die Beststeller-Autorin im Podcast, warum die Angst, als rassistisch zu gelten, offene Diskussionen verhindert – und wie politische Bequemlichkeit islamistischen Strukturen in Deutschland in die Hände spielt. Sie fordert Differenzierung statt Pauschalurteile, Mut zur Benennung realer Probleme und Geduld für nachhaltige Lösungen. Ihre Bücher sieht sie als Spiegel der gesellschaftlichen Debatte: vom Aufzeigen muslimischer Lebensrealitäten bis zur Analyse islamistischer Strukturen.

Islamisten agieren strategisch

„Der Islam wandelt nicht durch die Welt“, sagt El Masrar im Podcast, „er wird von Menschen gelebt.“ Wer den Islam pauschal als Problem behandele, mache ihn zur Projektionsfläche – und helfe damit Islamisten, die von solchen Vereinfachungen profitierten. „Einen Filz und ein Wollknäuel auseinander zu knoten, braucht Geduld. Und das, was Islamisten sehr viel haben, ist Geduld und Strategie. Was ich in der Politik beobachte, ist eine gewisse Bequemlichkeit.“

El Masrar kritisiert, dass der religiöse Druck in Schulen zunimmt, etwa für Kinder, die während des Unterrichts beten sollen oder fasten müssen. Islamismus beinhalte, „Kinder sehr früh zu indoktrinieren, zu binden und mit einem Schuldkomplex zu versehen.“ Dabei seien Kinder laut islamischer Lehre ausdrücklich vom Fasten ausgenommen.

„Angst ist kein guter Ratgeber“

El Masrar warnt vor einer Angstkultur, die offene Diskussion verhindert: „Angst ist kein guter Ratgeber. Wir haben alle mal Angst und wissen nicht alles, aber sich von Angst treiben zu lassen – da kommt man nicht weit.“ Gemeint ist nicht die Angst vor Islam oder Islamismus, sondern Angst, Probleme anzusprechen – etwa aus Sorge, dadurch als rassistisch zu gelten.

Gleichzeitig sieht sie Verantwortung bei der Mehrheitsgesellschaft: „Die meisten Probleme in Deutschland mit Islamismus sind hausgemacht. Wenn Politiker und Institutionen mit islamistischen Gruppierungen zusammenarbeiten, helfen sie genau diesen Organisationen, sich in die Gesellschaft einzubetten.“

„Wir müssen liberale Muslime stärken”

Klare Grenzen seien kein Zeichen von Schwäche, sondern von Haltung. Die klare Botschaft an Befürworter einer islamischen Gesellschaft müsse daher auch lauten: „Wenn du ein Problem mit Homosexuellen hast, dann ist vielleicht Deutschland das falsche Land für dich und deine Kinder.“ Sie fordert, Demokratie auch gegenüber religiösen Kräften selbstbewusst zu verteidigen: „Diese Menschen wissen, was es bedeutet, Grenzen zu haben – warum setzen wir für unsere Demokratie nicht auch Grenzen?“

Was also tun? „Wir brauchen neue Köpfe und neue Konzepte – und die Geduld, sie umzusetzen.“ Dazu gehöre, islamistische Netzwerke nicht länger als Partner zu behandeln, sondern die liberale Mehrheit der Muslime zu stärken. „Wir leben in einer vielfältigen Gesellschaft, und wenn wir gut zusammenleben wollen, müssen wir aufeinander Acht geben.“



Weitere Links:

Sineb El Masrar bei Wikipedia

Arbeitskreis Politischer Islam