Politische Bildung und Ethik statt Religionsunterricht!

Pressemitteilung

Der Landesschülerbeirat Baden-Württemberg in seiner aktuellen Besetzung © lsbr.de

Der Zentralrat der Konfessionsfreien begrüßt die Forderung des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg nach mehr politischer Bildung und Ethik- statt Religionsunterricht. „Der Schülerbeirat hat die hohe Bedeutung des Religionsunterrichts als nicht mehr zeitgemäß bezeichnet – christliche Politiker wie Winfried Kretschmann werden sich an das demokratische Selbstbewusstsein dieser säkularen Generation gewöhnen müssen“, so Philipp Möller, Vorsitzender des Zentralrats der Konfessionsfreien. „Der grüne Ministerpräsident hält diese Forderungen in typisch religiöser Arroganz für undurchdacht, merkt dabei aber nicht, dass der Landesschülerbeirat ihm politisch meilenweit voraus ist. In unserer zunehmend konfessionsfreien Gesellschaft ist es umso wichtiger, junge Menschen zur Reflexion und begründeten Bildung einer eigenen Position zu befähigen. Im Gegensatz zum Religionsunterricht ist der Ethikunterricht dazu bestens geeignet – und gerade für junge Menschen spielt Religion ohnehin kaum noch eine Rolle.“ Die Neugewichtung der Fächer für mehr Demokratiemündigkeit begrüßt Möller ebenfalls: „In Zeiten von Fake News und geopolitischer Umbrüche muss Schule die Grundlagen schaffen, sich in einer freiheitlichen Gesellschaft zurechtfinden und sie mitgestalten zu können.“

Dass der Ministerpräsident des Landes als bekennender Katholik hier eine andere Ansicht vertritt, überrascht den Zentralratsvorsitzenden nicht. „Winfried Kretschmann argumentiert, der Religionsunterricht sei das einzige Schulfach mit grundgesetzlicher Garantie. Dabei verschweigt er aber, dass dies nicht für die bekenntnisfreien Schulen gilt – von denen es aber leider keine einzige in Deutschland gibt. Wir fordern: In einem säkularen Staat müssen staatliche Schulen selbstverständlich bekenntnisfrei sein! Die verfassungsrechtliche Argumentation des Grünen Kretschmann ist total von gestern.”

Auch das sogenannte „Böckenförde-Diktum“, wonach der freiheitliche, säkularisierte Staat von Voraussetzungen lebe, die er selbst nicht garantieren könne, lässt Möller in Kretschmanns Argumentation nicht gelten. „Den Böckenförde-Mythos haben wir schon zum 30. Geburtstag der Deutschen Einheit entzaubert. Die Aussagen des Staatsrechtlers und Rechtsphilosophen Ernst-Wolfgang Böckenförde sind religionssoziologisch unbegründet, denn der ‚freiheitliche, säkularisierte Staat‘ ist keineswegs auf Religion angewiesen – ganz im Gegenteil: Demokratie, Menschenrechte und Freiheit mussten während der Aufklärung gegen Religion erkämpft werden. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und das Grundgesetz ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben in der offenen Gesellschaft – genau dies sollte Schülerinnen und Schülern vermittelt werden.“


2 Antworten zu “Politische Bildung und Ethik statt Religionsunterricht!”

  1. Religionsunterricht – ein gefragtes Fach?
    Die evangelische Landeskirche berichtet Religionsunterricht – ein gefragtes Fach“ über eine Erfolgsbilanz. Probleme, den Religionsunterricht aufrecht zu erhalten werden nicht angesprochen – das könnte wohl den Abwärtstrend beschleunigen.
    Auffallend ist der kontinuierlich sinkende Anteil evangelischer Schülerinnen und Schüler an der Gesamtschülerschaft (aktuell ca. ein Drittel).
    Weniger Taufen bedeuten auch für den Religionsunterricht weniger Kinder. Die Kirchen machen aus der Not eine Tugend und haben einen gemeinsamen „konfessionell-kooperativen Religionsunterricht“ etabliert. Ein „christlicher“ Religionsunterricht, der eher als christlicher ReligionsKUNDEunterricht eingestuft werden kann.
    An vielen Schulen gibt es nicht mehr genügend Teilnehmer für einen getrennten ev. und rk Religionsunterricht. Im Schuljahr 2020/21 wurden an öffentlich allgemeinbildenden Schulen im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart rund 700 Anträge (!) auf konfessionell-kooperativen Religionsunterricht genehmigt.
    Sinkende Teilnehmerzahlen im Religionsunterricht sollten eigentlich ein Antrieb für den Ethikunterricht sein. Leider können die Kirchen von einer anderen Erfolgsbilanz berichten. Die ev. Landeskirche Württemberg berichtet: „Es gibt eine stetig wachsende Schülerzahl, die – da sie nicht der Landeskirche angehören – auf eigenen Wunsch am evangelischen Religionsunterricht (RU) teilnehmen. Ihr Anteil beträgt rund 31 Prozent (!) der insgesamt am evangelischen RU teilnehmenden Kinder und Jugendlichen.
    Die hohe Teilnehmerzahl konfessionsfreier Schüler am Religionsunterricht kann viele Gründe haben: Man will die Kinder unter Aufsicht wissen, man will die Kinder nicht separieren, … Leider hilft das auch den Kirchen, den Religionsunterricht weiter zu erhalten – und es vermindert den Druck, Ethikunterricht für die Klassen 1-4 einzuführen.
    https://www.elk-wue.de/leben/bildung-und-kultur/religionsunterricht

  2. Es ist nicht verwunderlich, dass MP Kretschmann sich nicht aus den religiösen Geistes-Fesseln befreien kann. Schließlich ist er als hilfloses Kleinkind dem Willen seiner Familie, getauft zu werden, ausgesetzt gewesen (entgegen den Bestimmungen des Menschenrechts und der Charta der Kinderschutzrechte). Hinzu kamen noch tägliches Beten in der Familie, Kommunion, Konfirmation und Religionsunterricht in der Schule. Das ist pure Indoktrination oder sogar Abrichtung.

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