Newsletter / September 2023

Liebe Konfessionsfreie,

die wichtigste und beste Botschaft zuerst: Wir werden immer mehr. Inzwischen gehören 44% der Deutschen keiner Weltanschauungsgemeinschaft mehr an – sie sind also konfessionsfrei, genau wie unser Grundgesetz. Wenn das so weitergeht, dürfen wir Ihnen schon bald schreiben: „Hurra, die absolute Mehrheit der Deutschen ist konfessionsfrei!”

Zugleich hält sich der politische Einfluss des organisierten Glaubens hartnäckig, und zwar nicht nur in Form des Christentums: Der demokratische Bundespräsident hofiert undemokratische Islamvertreter. Die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung feiert eines der stärksten Symbole der Diskriminierung: das islamische Kopftuch, das nun auch bei Berliner Lehrerinnen zugelassen ist. Und wer öffentlich über den Politischen Islam spricht, wird von Linken als rechts diffamiert und mit einer Torte beworfen.

Das alles klingt einigermaßen wahnsinnig, zugegeben, aber: Wir beteiligen uns nach Kräften daran, solche Debatten vom Kopf auf die Füße zu stellen – versprochen.

Eine gute Lektüre wünscht Ihnen


Kurz vor Gleichstand

Ein historischer Augenblick rückt näher: Den rund 48% Kirchenmitgliedern stehen inzwischen 44% Konfessionsfreie gegenüber. Nach Konfessionen getrennt sind die Protestanten mit 22,6% und die Katholiken mit 24,8% schon lange in der Minderheit, und nur noch 6% der Deutschen sind „praktizierende Gläubige”.

Diese Zahlen von fowid sind eine klare Botschaft an die Politik: Nicht nur unser Grundgesetz fordert weltanschauliche Neutralität – auch für die Menschen spielt Religion kaum noch eine Rolle. Diesem kulturellen Wandel muss auch ein politischer Wandel folgen, denn: 

Die Pfeiler der „Kirchenrepublik Deutschland” sind zwar mächtig, aber auch mächtig morsch.


Migrantin für Säkularität

Doch längst fordert auch der Islam seinen Platz in der Gesellschaft ein – und in der Politik. „Die Etablierung der islamistischen Ideologie in einer Gesellschaft beginnt immer mit dem Kopftuch und dem Eindringen in die Schulen”, sagt  Naïla Chikhi von den „Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung” (Link)

Migrantin gegen Säkularität

Die „unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung” Ferda Ataman hingegen hat zwar ein neunzehnsilbiges Amt inne, erwähnt in ihrem Statement aber mit keiner einzigen Silbe die Diskriminierung von Frauen durch das Kopftuch. Ganz im Gegenteil bezeichnet sie es sogar als „einen guten Tag für die Religionsfreiheit”, dass Lehrerinnen nun auch in Berlin mit Kopftuch unterrichten dürfen – dabei haben wir es schon gegenüber dem hpd gesagt: Das ist ein Etappensieg des Politischen Islam, und der kennt keine Religionsfreiheit.

In Berlin wurde die Religionsfreiheit nicht eingeschränkt. Alle Menschen durften und dürfen ihre Religion ausüben, auch in Form einer Verschleierung – nur eben nicht während der Arbeit als Lehrerin, Polizistin, Richterin oder einer anderen Rolle als Repräsentantin des Staates.

Wer den Schutz des Staates vor religiösem Einfluss als „antimuslimischen Rassismus” bezeichnet, spielt sowohl den Islamisten, als auch auch den echten Rassisten in die Hände.

Und weil in der Debatte um Schule, Bildung und Religion manchmal einiges durcheinander gerät, haben wir die Unterschiede noch einmal kurz und knapp zusammengefasst:

Doch nicht nur Ferda Ataman, auch die Berliner Grünen sprechen fließend kulturrelativistisch. Sie wollen das Neutralitätsgesetz mit der folgenden Begründung schleifen: „Durch alle Instanzen wurde festgestellt, dass das Neutralitätsgesetz Frauen diskriminiert.” – Einspruch: 

Nicht das Neutralitätsgesetz diskriminiert Frauen, sondern der Politische Islam diskriminiert Frauen – und davor schützt das Neutralitätsgesetz die öffentlichen  Einrichtungen des weltanschaulich neutralen Staates.

Gänzlich absurd wirkt der hiesige Umgang mit dem Thema spätestens beim Blick in den Iran. Dort jährte sich die mutmaßliche Ermordung von Jina Mahsa Amini zum ersten Mal. Die Polizei des islamischen Gottesstaates konnte den Drang der Menschen nach Freiheit nur mit hartem Durchgreifen verhindern – und auch das nur mit begrenztem Erfolg, wie im hpd zu lesen ist, denn:

„Die moralischen, psychologischen und kulturellen Errungenschaften dieser Bewegung sind unumkehrbar.” – Netzwerk „Free Iran Now”

Torte im Gesicht

Wie die Auseinadersetzung mit dem Islam in Deutschland schmecken kann, musste kürzlich der Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber erfahren: nach Torte. Dass er wegen seiner Aussagen vor allem von Linken als Rechtspopulist diffamiert wird, ist der Kern eines ernsthaften Problems, denn:

Wie sollen wir uns als Gesellschaft gegen den Angriff auf unsere Freiheiten wehren, wenn wir uns dafür gegenseitig angreifen?

Ein bedenkliches Zeichen

Constantin Schreiber hat Raif Badawis verbotene Texte im Ullstein Verlag herausgegeben. Der Blogger wurde in Saudi Arabien zu 1000 Peitschenhieben verurteilt, weil er seine Gedanken zu Politik und Religion frei geäußerthatte – genau wie Constantin Schreiber. Auch er ist ein Kenner des Islam, und seine Analysen sind fundiert und ausgewogen. Dass ausgerechnet er in die rechte Ecke gedrängt wird und sich nun nicht mehr zum Islam äußern will, ist in der Tat ein „bedenkliches Zeichen”, wie Danyal Bayaz von den Grünen auf Twitter geschriebenhat. Nach Naïla Chikhis Kommentar ist es zudem nicht nur ein Erfolg für den Politischen Islam, sondern auch ein Erfolg für die “woke und neo-linke Ideologie”.

Falsches Signal

Doch während viele Menschen die Gefahren des Politischen Islam in Deutschland sehr ernst nehmen, folgt unser Bundespräsident den Einladungen seiner Vertreter. Bei den Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Islamischen Kulturzentren sagte er laut Tagesspiegel: 
„Die muslimische Religion hat Wurzeln geschlagen in unserem Land.” 

Lale Akgün von der SPD kommentiert

„Meiner Meinung nach sollten alle – vom Bundespräsidenten bis zum einfachen Abgeordneten – aufhören, als Brückenbauer und Türöffner für die Vertreter des konservativen Islam aufzutreten.”


Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs

„Die Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ist eine der schwersten Verletzungen des weltanschaulich neutralen Staats.”

Mit diesen Worten hat unser Vorsitzender Philipp Möller seine Rede bei der jährlichen Gegendemonstration zum „Marsch für das Leben” begonnen. Das strafrechtliche Verbot der §§ 218 und 219 StGB basiert auf dem christlichen Dogma der „Simultanbeseelung” und ist nach einer ausführlichen Stellungnahme von Michael Schmidt-Salomon nicht mit dem liberalen Rechtsstaat vereinbar – wir setzen uns für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ein.

Absolute Mehrheit  

Gut zu wissen: 83% der Deutschen wollen das auch. Trotzdem haben CDU und CSU  alle Abgeordneten in einem Briefaufgefordert, die Streichung des § 218 StGB zu verhindern. Und auf dem christlich-fundamentalistischen „Kreuzzug” hat ein Teilnehmer neben einem Bischof einen Rassisten-Grußgezeigt – aber immerhin: Das Bistum hat sich schon distanziert.


Ablösung der historischen Staatsleistungen

Die Redaktion von Kontraste hat einen Beitrag zur Ablösung der Staatsleistungen gebracht. Unser Fazit: Gut, dass sie sich dem Thema widmen. Doch der Teufel steckt bekanntlich im Detail, hier im letzten Satz: 

„Jetzt, wo Bund und Kirchen offenbar bereit wären, droht es an den Ländern zu scheitern.”

Das ist nur die halbe Wahrheit, denn letztlich scheitert die Ablösung an der astronomisch hohen Summe, die im Raum steht: 11 Milliarden Euro sind fast das 100-fache der Summe, die laut dem ifw angemessen wäre. Also:

Mit 135 Millionen Euro ließen sich die altrechtlichen Staatsleistungen rechtssicher ablösen!


Kürzer notiert

  • Eine knappe Mehrheit der Deutschen findet es laut einer Studie im Auftrag der katholischen Tagespost nicht in Ordnung, wenn Politiker aus der Bibel zitieren.
  • Unseren zweiten Säkularen Runden Tisch haben wir „ROLF” gewidmet: dem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach – das will die Berliner Landesregierung laut Koalitionsvertrag einführen, wie die bildungspolitische Sprecherin der CDU bei einer Kirchenveranstaltung mit sehr interessanten Kommentaren bekräftigt hat.
(K. Günther-Wünsch © erzbistumberlin.de)
  • Unser Vorstandsmitglied Dr. Rainer Rosenzweig hat sich in der MIZ für den säkularen Humanismus ausgesprochen – und will damit einen alten Konflikt beilegen.

Zu guter Letzt

Die Religionsfreiheit ist eines der höchsten Güter des säkularen Rechtstaates. Sie garantiert allen Menschen die freie Ausübung ihrer Religion (im Rahmen geltender Gesetze), aber auch das Recht darauf, selbst über die eigene Weltanschauung entscheiden zu können – weshalb es eigentlich „Weltanschauungsfreiheit” heißen müsste. Zum Weltkindertag 2023 mussten wir mal wieder feststellen, dass es für Kinder in Deutschland mindestens zwei Einschränkungen dieses Grundrechts gibt: 

Der konfessionelle Religionsunterricht vermittelt kein Wissen über Religion, sondern die religiösen Bekenntnisse der jeweiligen Konfession – und nimmt Kindern damit die Chance, sich frei und aufgeklärt für eine Weltanschauung zu entscheiden. Und die rituelle Genitalbeschneidung weist männliche Kindern per Eingriff in ihre körperliche Selbstbestimmung unwiderruflich einer Religion zu – auch wenn sie sich als Erwachsene für ein Leben in Konfessionsfreiheit entscheiden.

Mit Blick auf die Rechte von Kindern sagen wir zum Schluss: Es gibt noch furchtbar viel zu tun. Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen wollen, treten Sie unserem Freundeskreis bei oder helfen Sie uns mit Ihrer Spende

Wir bleiben dran und senden Ihnen beste Grüße aus Berlin!

Herzlich, Ihr Team vom


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