Mit der Berufung der SPD-Bundestagsabgeordneten Kathrin Michel zur Sprecherin für Säkularität und Humanismus stärkt die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag moderne Politik im Sinne der säkularen Mehrheit und des Verfassungsgebots der weltanschaulichen Neutralität des Staates. Der Zentralrat der Konfessionsfreien begrüßt dies als richtig und wichtig.

„Wir sind ausgesprochen glücklich mit der Entscheidung der SPD, eine Sprecherin für Säkularität und Humanismus einzusetzen und diese neue Position mit einem klaren säkularen Profil in Person von Kathrin Michel, der Co-Vorsitzenden der SPD Sachsen, zu besetzen“, erklärt Philipp Möller, Vorsitzender des Zentralrats der Konfessionsfreien. „Der Megatrend der Säkularisierung wird die Weltanschauungspolitik der kommenden Jahrzehnte bestimmen. Die SPD macht sich mit dieser Entscheidung ein Stück weit zukunftsfest.“
Parlamentarische Zusammenarbeit mit säkularen Verbänden
Auch Kathrin Michel zeigt sich erfreut über ihre neue Aufgabe: „Als Sprecherin für Säkularität und Humanismus will ich Räume öffnen für den Dialog zwischen religiösen und nichtreligiösen Menschen, für die Anerkennung weltanschaulicher Vielfalt und für eine Politik, die niemanden ausschließt. Ich verstehe meine Aufgabe als Beitrag zur Demokratiesicherung. Das wird durch klare Prinzipien, offene Gespräche und die Einladung, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, gelingen.“
Durch die Sprecherinnenrolle ergeben sich auch neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit, so Michel. „Mir ist die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen und weltanschaulichen Verbänden besonders wichtig; mit Humanist:innen, Konfessionsfreien ebenso wie mit Religionsgemeinschaften. Ich möchte aktiv den Austausch fördern, verlässlich ansprechbar sein und gemeinsame Anliegen sichtbar machen. Wo wir unterschiedliche Perspektiven haben, suche ich das Gespräch auf Augenhöhe und wo wir gemeinsame Werte teilen, will ich politische Brücken bauen“, so Michel.
Weltanschauliche Balance in der SPD
Bisher gab es in den Bundestagsfraktionen lediglich Sprecherinnen und Sprecher für Kirchen- und Religionspolitik – Positionen, die traditionell mit explizit religiösen Personen besetzt waren. Möller sagt: „Die neu geschaffene Rolle der Sprecherin für Säkularität und Humanismus bringt die überfällige weltanschauliche Balance in die SPD und bildet den Wandel in der Gesellschaft ab – daran könnten sich andere Parteien ein Vorbild nehmen.”
Absolute Mehrheiten für säkulare Politik

Die Relevanz dieser Entscheidung lässt sich auch empirisch belegen, so Möller. Nach aktuellen Zahlen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind 56 % der Menschen in Deutschland uneingeschränkt nicht religiös und weitere 25 % religiös distanziert.
„Für acht von zehn Menschen in Deutschland ist Religion höchstens Nebensache”, fasst Möller zusammen, „und nur noch 13 Prozent bezeichnen sich als kirchlich-religiös – diesem Kulturwandel hinken Teile der Politik deutlich hinterher.”
Zudem gibt es erstmals in der Geschichte Deutschlands mehr Konfessionsfreie (47 %) als Kirchenmitglieder (45 %), wie die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) belegt. Diese gesellschaftliche Realität schlägt sich auch in politischen Einstellungen nieder: 74 % wollen die Kirchensteuer abschaffen, 72 % fordern einen gemeinsamen Ethikunterricht statt getrenntem Religionsunterricht und 77% bewerten den Lebensbereich Kirche als „unwichtig”.

„Säkulare Politik findet in Deutschland absolute Mehrheiten und steht in der großen Mitte der Gesellschaft”, so Möller. „Diese Entscheidung der SPD-Bundestagsfraktion ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.”
SPD: Säkulare Politik für Dich
Mit dem Arbeitskreis Säkularität und Humanismus (AKSH) ist die SPD bislang die einzige Partei mit einem vom Parteivorstand anerkannten Gremium für säkulare Interessen. „Die neue Sprecherinnenrolle stärkt diesen Arbeitskreis nun auch parlamentarisch. Säkulare Politik für Dich – das ist mehr als ein Wortspiel“, findet Möller. „In der SPD gibt es offensichtlich auch den Anspruch, eine Gesellschaftspolitik zu gestalten, die sich an säkularen Idealen wie Freiheit, Vernunft und Menschenrechten orientiert. Die Aufgabe von Kathrin Michel ist es nun, diesem Anspruch Gewicht zu verleihen, das begrüßen wir ausdrücklich!“
Parlamentarischer Abend für säkulare Politik
Auf dem SPD-Bundesparteitag am vergangenen Wochenende hatten Philipp Möller und Kathrin Michel bereits Gelegenheit zum persönlichen Austausch. Dabei wurde vereinbart, dass Michel beim kommenden Parlamentarischen Abend des Zentralrats der Konfessionsfreien am 11. September 2025 eine aktive Rolle übernehmen wird.
„Ich freue mich auf diesen Abend, weil er die Chance bietet, über Weltanschauungsgrenzen hinweg miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt Kathrin Michel. „Gerade solche Begegnungen machen sichtbar, wie vielfältig säkulare Stimmen sind – und wie wichtig es ist, ihnen Raum in der politischen Debatte zu geben. Als SPD wollen wir diese Brücken bewusst bauen – offen, respektvoll und gemeinsam mit all denen, die unsere Demokratie mitgestalten wollen“.