Der Zentralrat am Tag der Deutschen Einheit in Schwerin

Vom 02. bis 04. Oktober 2024 hat sich der Zentralrat der Konfessionsfreien auf dem Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit in Schwerin präsentiert. Mitten auf der stark besuchten Einheitsmeile war der Pavillon eine ideale Plattform, um vor der Kulisse des Schweriner Schlosses mit Besuchern über säkulare Politik zu sprechen – und mit politisch Verantwortlichen.

400 intensive Gespräche und 50.000 Passanten

Es war kalt, aber sonnig, als das Team des Zentralrats seinen Stand am 02. Oktober am Schweriner Burgsee aufbaute. Einzelne Passanten waren bereits unterwegs, und schon am ersten Tag zeigte sich die überwältigend säkulare Haltung der Menschen: Fast alle stimmten der Position zu, dass Religion Privatsache sein sollte, und viele waren erstaunt bis entrüstet über die zahlreichen Sonderrechte und Steuersubventionen für Kirchen und andere Religionsgemeinschaften.

Dieses Bild setzte sich während der gesamten Feierlichkeiten nahtlos fort, und so führten Philipp Möller und das Team etwa 400 intensive Gespräche mit Passanten; insgesamt wurde der Stand von schätzungsweise 50.000 Personen wahrgenommen.

»Es hat richtig gut getan, mit so vielen Menschen zu sprechen«, berichtet Möller, »denn wir haben mal wieder festgestellt, dass Säkularität in der Bevölkerung wesentlich weiter verbreitet ist als in der Politik.«

Auffällig war zudem, dass viele Besucher den Zentralrat zunächst für eine staatliche Einrichtung hielten, die für säkulare Politik zuständig ist. Diese Einschätzung konnte stets korrigiert werden, und war oft ein guter Einstieg ins Gespräch.

»Im Kontrast zu meinen Gesprächen mit vielen Politikern ist es wirklich bemerkenswert«, fasst Möller zusammen, »dass fast niemand Dinge wie die Kirchensteuer, das Sonderarbeitsrecht oder ähnliche Privilegien befürwortet.«

„Säkulare Politik für das 21. Jahrhundert“

Unter dem Motto des Standes bot der Zentralrat ein buntes Programm u.a. zu diesen Themen:

  • Abbau kirchlicher Sonderrechte und Subventionen
  • Ablösung der Staatsleistungen
  • Einzug der Kirchensteuer
  • kirchliches Sonderarbeitsrecht
  • Religions- oder Ethikunterricht
  • Schutz für ex-muslimische Flüchtlinge vor Islamisten
  • Umgang mit dem Politischen Islam

Die Säkulare Flüchtlingshilfe vor Ort

Ein wichtiger Termin war das Gespräch mit dem Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Christian Pegel (SPD). Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen konnte die Säkulare Flüchtlingshilfe die Bedrohungen von Ex-Muslimen durch Islamisten in Flüchtlingsunterkünften auf der Ebene eines Innenministers ansprechen. Von dem Gespräch mit Yahya Ekhou aus dem Vorstand der Säkularen Flüchtlingshilfe e.V. war der Minister sichtlich berührt. Die Bedrohungen von Geflüchteten durch Rechtsextreme seien ihm bekannt gewesen, aber deren Bedrohung durch Islamisten bezeichnete Pegel als einen blinden Fleck, den Ekhou ausgeleuchtet habe.

In Schwerin: Yahya Ekhou (Säkulare Flüchtlingshilfe), Christian Pegel (Innenminister MV) und Philipp Möller (Zentralrat der Konfessionsfreien) (v.l.) Foto: Säkulares MV

»Die Säkulare Flüchtlingshilfe e.V. ist ein wichtiges Mitglied bei uns«, so der Vorsitzende des Zentralrates der Konfessionsfreien, Philipp Möller, als er auf X darüber berichtete. Er hatte den Stand als Ort für das Gespräch angeboten und Ekhou gebeten, neben dem Ministergespräch zwei weitere Informationsgespräche für die Besucher des Bürgerfestes durchzuführen: „Säkulare Flüchtlingshilfe – Atheisten helfen“ und „Schutz für Ex-Muslime – Bedrohungen durch Islamisten in Asylverfahren stoppen”. Zum Bericht geht’s hier.

Große Mehrheiten für eine Modernisierung der Religionspolitik

Einladende Formate wie Abstimmungsröhren mit Flummis und säkulare Quizfragen an Tablets waren gute „Eisbrecher”, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das Feedback der Besucher zeigte große Mehrheiten für eine Modernisierung der Religionspolitik. Hier sind die einzelnen Umfrageergebnisse:


Die Umfrageergebnisse im Überblick

Soll die Kirchensteuer weiterhin durch den Staat eingezogen werden?
JA: 20% (81 Personen)
NEIN: 80% (325 Personen)

Religionsunterricht nach Konfessionen getrennt (Reli getrennt / Ethik gemeinsam)?
JA: 18% (59 Personen)
NEIN: 82% (257 Personen)

Was prägt uns mehr?
Das Christentum: 40% (59 Personen)
Die Aufklärung: 60% (90 Personen)

Sollen Kirchen weiterhin ein eigenes Arbeitsrecht haben?
JA: 7% (15 Personen)
NEIN: 93% (196 Personen)

Auch Vertreter anderer Organisationen, Ministerien aber auch kirchlicher Einrichtungen suchten aktiv das Gespräch. Insbesondere Beschäftigte kirchlicher Sozialeinrichtungen wie der Caritas und Diakonie gaben sich oft als solche zu erkennen und begrüßten, dass der Zentralrat sich gegen ihre arbeitsrechtliche Diskriminierung einsetzt.

Aussicht vom Stand des Zentralrats auf das Schloss Schwerin, das 2024 zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde

Am 03. Oktober 2025 im Saarland

Die Teilnahme am Tag der Deutschen Einheit 2024 in Schwerin war ein Erfolg für den Zentralrat der Konfessionsfreien. Sie hat säkulare Anliegen sichtbar gemacht, neue politische Kontakte ermöglicht und die Präsenz des Verbandes in der Öffentlichkeit gestärkt. Eine erneute Teilnahme in den kommenden Jahren ist fest eingeplant, um Kontinuität und Wiedererkennbarkeit weiter auszubauen. Nächster Ausrichter des Tages der Deutschen Einheit im Jahr 2025 ist das Saarland.

Alle Flyer zum Download: